© Felix Unterberger DAV Hersbruck
© Felix Unterberger DAV Hersbruck

Grundkurs Hochtouren - nachhaltig unterwegs

Berge by fair means

15.06.2023

Am Donnerstag, 15. Juni, fanden sich früh morgens um 5:30 Uhr sechs hochmotivierte TeilnehmerInnen des Grundkurs Hochtour im Nürnberger Hauptbahnhof ein. Nach etlichen, aber erstaunlich reibungslosen Umstiegen (ICE, EC, ÖBB und Bus) wurden wir noch mit dem Berg-Taxi ins Obersulzbachtal gefahren.

Aus dem frühsommerlichen Tal stiegen wir dann by fair means über 15 km die knapp 1500 hm zur Kürsinger Hütte auf. Im Spätwinter angekommen wurden wir von unserem Kursleiter Felix Unterberg begrüßt und konnten uns beim Abendessen stärken. Anschließend ging es gleich mit Schulung los. Zuerst Karten-, dann Material- und Knotenkunde im “wohlriechenden” Schuh- und Trockenraum.

Auch der nächste Tag begann früh. Schon um 6:30 Uhr starteten wir nach dem Frühstück in den Schnee. Im Firn übten wir Brems- und Sturztechniken und erlernten bei widrigem Wetter die Spaltenrettung einer Seilschaft mittels T-Anker und loser Rolle. Mittagspause war dann wieder in der Hütte.  Auch am Nachmittag blieben wir im Warmen und nutzten die hütteneigene Kletterwand. Dort konnten wir in Ruhe die Selbstrettung mit Prusik-Schlingen und Gardaklemmen üben. Nach dem Abendessen war noch nicht Feierabend, wir planten in zwei Gruppen aufgeteilt unseren Aufstieg zum Großvenediger. Auf der Karte unterteilten wir die Tour mittels Planzeiger in einzelne Abschnitte, um unsere voraussichtliche Gehzeit zu ermitteln. Für einen Absacker bis zur Hüttenruhe blieb nur wenig Zeit…..

Samstag waren wir wieder früh unterwegs. Beim Aufstieg zum Gletscher übten wir das Gehen mit Steigeisen und die Nutzung des Eispickels. Richtig warm wurde uns bei einer Runde Fangen. Am Gletscher angekommen erklärte uns Felix den Aufbau des Gletschers und die verschiedenen Gefahrenbereiche. In zwei Seilschaften betraten wir den Gletscher und setzten an einer aperen Flanke Eisschrauben für unsere Seilsicherung. Zur Vertiefung der Rettungstechniken einer Seilschaft übten wir dieses mal im realen Gletschergelände. Da alles zur Zufriedenheit unseres Trainers funktionierte, starteten wir zu einer kleinen Gletschersafari durch den sulzigen Schnee.

Zurück in der Hütte ging es, nach Hütten-Pommes und Kaiserschmarrn, wieder an die Kletterwand, um dort die Selbstrettung zu wiederholen. Beim Sonnwend-Hüttengrillabend beschlossen wir TeilnehmerInnen schon zum Sonnenaufgang am Gipfel stehen zu wollen. Das bedeutete bei einer angesetzten Marschzeit von 5h schon kurz vor Mitternacht zum Frühstück aufzustehen. Während sich die letzten Gäste des Sonnwendfeuers zum Schlafen legten, starteten wir voller Euphorie mit Stirnlampen ins Dunkle. Unter abwechselnder Führung kamen wir gut voran. Durch die klare Nacht hatte es endlich gefroren, was das Gehen erheblich erleichterte. Den Sonnenaufgang erlebten wir bei eisigem Wind am Gipfelrücken. Voller Glücksgefühle erreichen wir über den Grat das wunderschön vereiste Gipfelkreuz des Großvenedigers. Zu unserer Überraschung zückte Felix dort das Spielbrett der vorabendlichen Malefizrunde und wir konnten für das Gipfelfoto noch eine Runde würfeln.

Da wir noch nicht genug vom Gipfelglück hatten ging es zum zweiten Frühstück hinüber zum  Kleinvenediger. Bei strahlendem Sonnenschein sahen wir die Karawane der nachfolgenden Seilschaften aufsteigen während wir schon wieder auf dem Abstieg waren. Spontan vervollständigten wir das Gipfel-Triple mit dem Pillewitz 3000er.

Kurz vor Mittag gab es auf der Sonnenterrasse der Kürsinger Hütte den verdienten Gipfelschnaps. Die muntere Runde hielt lange durch, doch dann forderte die Müdigkeit ein wurde das Schlafbedürfnis zu groß. Nur zwei Unermüdlicher erkundeten nach einem kurzen Nickerchen den erst in den 90er Jahren entstandenen Gletschersee und schlossen die Runde über den Hüttenklettersteig. 

Bevor wir den letzten Abend bei Schnitzel, Kartoffelsalat und Kaltgetränken ausklingen ließen, gab es für Felix eine ausführliche und sehr positive Feedbackrunde zu seinem ersten Kurs. Er bestätigte uns TeilnehmerInnen die Kompetenz von nun an selbstständig Hochtouren planen und gemeinsam durchführen zu können. Müde von den kurzen Nächten und den Touren über Fels und Schnee fielen wir Hochtouristen bald auf unsere Lagermatratzen.

Am letzten Tag konnten wir endlich mal ausschlafen (7 Uhr!). Den Abstieg genossen wir bei gutem Wetter und zwei ausgiebigen Pausen an schönen Almen. Zurück am Parkplatz begann die lange Rückreise. Erst Taxi dann weiter mit dem Bus. Die Umstiegszeit auf die Bahn nutzen wir zu einem erfrischenden Bad im Zeller See. Verschwitzt waren wir trotzdem gleich wieder, da auch die ÖBB schwache bis nicht funktionierende Klimaanlage bieten… Das war aber das einzige Manko und wir erreichten planmäßig kurz vor 23 Uhr Nürnberg, wo sich die Gruppe nach herzlichem Abschied auf die verschiedenen Anschlusszüge verteilte.

Traumhaft wars, lehrreich natürlich, oft lustig und gekrönt von einem perfekten Gipfeltag! Danke Felix, gerne wieder.