25.04. - 27.04.2008
Was schenkt man einem gestandenen fränkischen Kletterer zu seinem 50. Geburtstag, Kletterausrüstung, einen Gutschein für Toni Weiss? Macht keinen Sinn, weil der Reini hat ja eh schon alles. Ein Doppelzentner Zigarettentabak wär noch was gewesen, aber da wollten die Nichtraucher nicht mitmachen. Also dachten wir praktisch und völlig uneigennützig an eine Kletterreise, an der wir natürlich teilhaben durften.
Barfuß am StandAber wohin? Südeuropa, da ist es zwar schön und warm, aber da war er ja schon fast überall. Und dann kam der Geistesblitz: es sollte was besonderes sein: Ein Wochenende in der sächsischen Schweiz mit Bernd Arnold.
Wer etwas Bescheid weiß in der Kletterszene bekommt bei dem Namen gleich leuchtende Augen und kribbeln in den Fingern. Und für alle, die dann doch nicht so genau wissen wer denn dieser Bernd Arnold ist, hier eine Kurzbiografie:
Bernd Arnold (* 28. Februar 1947 in Hohnstein (Sächsische Schweiz)) ist ein bekannter deutscher Kletterer und Bergsteiger.
Bekannt ist er durch eine Vielzahl schwieriger Erstbegehungen von Kletterwegen in der Sächsischen Schweiz. Er lebt in seinem Geburtsort. Ursprünglich gelernter Buchdrucker hatte sich Arnold nach 1989 mit zwei Bergsportläden selbstständig gemacht und bietet darüber hinaus Kletterkurse in der Sächsischen Schweiz an.
Eine Besonderheit von Arnold, die ihn auch in anderen Klettergebieten weltweit bekannt gemacht hat, ist, dass er fast immer barfuß kletterte. Auch einige der schwersten Routen wurden von ihm ohne Kletterschuhe begangen.
Ab 1989 war Arnold auch in vielen Gebirgen rund um die Welt als Bergsteiger unterwegs, nachdem sich sein Aktionsradius davor gezwungenermaßen auf Ostblock-Länder beschränkt hatte. Nur in einigen wenigen Ausnahmen konnte er ins westliche Ausland fahren. Seitdem war er mit Kurt Albert unter anderem im Karakorum oder in Patagonien.
Wichtige Erstbegehungen [Bearbeiten]Die meisten seiner Erstbegehungen machte Arnold in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, insgesamt gehen über 900 neue Wege in der Sächsischen Schweiz auf sein Konto. Bekannt sind u.a.:
Schwager Nordwand (Schwierigkeitsgrad IXb) (entspricht 8 nach UIAA)Bernd in Action
Nördliche Pfaffenschluchtspitze 1000-Mark-Wand (Schwierigkeitsgrad IXc) (entspricht 8+ nach UIAA)
Großer Wehlturm Direkte Superlative (Schwierigkeitsgrad IXc) (entspricht 8+ nach UIAA)
Amselspitze Schallmauer (Schwierigkeitsgrad Xa) (entspricht 9- nach UIAA)
Schwedenturm 6. Versuch (Schwierigkeitsgrad Xb) (entspricht 9 nach UIAA)
Heringstein Barometer für Stimmungen (Schwierigkeitsgrad Xc) (entspricht 9+ nach UIAA)
Falkenstein Buntschillernde Seifenblase (Schwierigkeitsgrad IXc) (entspricht 8+ nach UIAA)
Rokokoturm Garten Eden (Schwierigkeitsgrad Xc) (entspricht 9+ nach UIAA)
Freitag den 25.4.08 trafen wir uns in Hohnstein bei miesem Wetter zu einer kleinen Wanderung. Später bezogen wir unser Quartier in der Hocksteinschänke. Zum Abendessen gesellte sich dann Bernd zu uns, um den morgigen Ablauf zu besprechen. Hier wurde schon klar: der Mann ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen, oder anders gesagt: er ruht in sich selbst.
Am Samstag ist der Regen vorbei, die Sonne scheint und wir fahren alle zum Lilienstein. Alle, das sind Elisabeth, Dieter, Michael, Kathrin, Cilli, Heinz, Doris, Kurt, Erna, Rosi, Carola und die glücklichen Mitkletterer Rudi, Ernst, Thomas und natürlich der Jubilar Reini. Bald stehen wir vor der leichtesten Tour des Lilienstein, der Südwestkante. Wie schwer wissen wir nicht und wollen es wohl auch nicht wissen. Ca. 60 m hoch und tatsächlich mit einem Ring in 50 m Höhe gesichert. Bernd steigt vor und legt in aller Ruhe an den entscheidenden Stellen seine Knotenschlingen. Nicht wirklich schwer aber sehr ungewohnt, da viel Reibung, stehen wir bald am Ausstieg, begafft von etlichen Touris.
Das ging ja ganz gut meint Bernd und schlägt eine Nummer schwerer vor. Diesmal soll es eine 80 m Tour mit einigen würzigen Stellen sein. Dank der von Bernd gut gelegten Schlingen auch für uns normalsterbliche vorsteigbar. allerding sehr ausgesetzt und steil, im oberen Teil klettertechnisch anspruchsvoll. So rundum zufrieden sitzen wir dann am Gipfel und beschließen den Klettertag mit einem Weissbier im nahen Biergarten. Anscheinend hat es Bernd mit uns gut gefallen, denn er läd uns für Sonntag ein zum Mitklettern.
Ziel ist der Dresdner Turm, schräg gegenüber von der weltberühmten Bastei. Neben Bernd gehen noch ein Trupp Amerikaner mit, die wie wir später sehen werden so richtig gut drauf sind. Ernst traut sich eine Route vorzusteigen, dann sind wir aber froh das die anderen Jungs überall Seile eingehängt haben. So können wir auch noch was schwereres probieren und haben den zweifelhaften Genuß, an einer von Bernd gelegten Knotenschlinge toprope zu klettern. Aber wie Bernd des öfteren sagt: das ist eine 100% Schlinge. Wird wohl stimmen, bei ihm hat's immerhin 62 Jahre funktioniert.
Für alle die jetzt Lust auf diese Art Kletterei bekommen haben: Wir planen für 2009 mit Bernd Arnold eine 3-4 Tages Kletterreise in die Sächsische.
Thomas Haas